Gustaw Adolf Gebethner

 

(1831-1901), Buchhändler und Verleger.
Er wurde am 3. Januar 1831 als Sohn von Wilhelm Fryderyk (1797–1872) und Julianna Gebethner, geb. Ritz geboren. Die deutschstämmige Familie Gebethner ist wahrscheinlich während des 30-jährigen Krieges nach Polen eingewandert und kam Anfang des 19. Jahrhunderts nach Warschau. Gustaw Adolf Gebethner absolvierte anfangs ein Praktikum in der Warschauer Buchhandlung „Franciszek Spiess und Co.“, wo er seinen späteren Partner August Robert Wolff (1833-1910) kennenlernte. 1857 eröffneten sie in der Wache des Potocki-Palais‘ in der Krakowskie-Przedmieście-Straße eine Verlagsbuchhandlung. Die Firma „Gustaw Gebethner und Co.“, die sie später in „Gebethner und Wolff“ umbenannten, wurde zum wichtigsten Verlag in Warschau. Sie gab Kinderbücher, Enzyklopädien, Schulbücher, Albums und Noten heraus. In dem Verlag erschienen die Stücke Stanisław Moniuszkos, Frédéric Chopins und anderer polnischer Kompositeure, zudem die Werke von Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki, Zygmunt Krasiński, Aleksander Fredro, Maria Konopnicka, Józef Ignacy Kraszewski, Henryk Sienkiewicz, Bolesław Prus, Kazimierz Przerwa-Tetmajer, Władysław Reymont, Klementyna Hoffmanowa, geb. Tańska, Stefan Żeromski sowie vieler anderer polnischer Autoren. 1867 kauften „Gebether und Wolff” den „Kurier Warszawski“ (Warschauer Kurier), den sie 20 Jahre später wieder veräußerten, um den „Kurier Codzienny“ (Tageskurier) und den „Tygodnik Ilustrowany“ (Illustrierte Wochenzeitung) zu erwerben. Zudem gaben sie den „Zwiastun Ewangeliczny“ (Evangelischer Bote) heraus. Bis 1939 prosperierte die Firma, während des Zweiten Weltkrieges übernahmen die deutschen Besatzer den Betrieb und nach dem Krieg verhinderten die kommunistischen Behörden die Reaktivierung. Gustaw Adolf Gebethner heiratete Teofila Katarzyna Trzetrzewińska. Sie hatten vier Söhne: Wincent Wilhelm, Gustaw Wojciech, Jan Robert und Bronisław Henryk sowie fünf Töchter: Zofia Teofila, Maria Karolina, Jadwiga Agnieszka, Józefa Władysława und Helena Florentyna. Gustaw Gebethner engagierte sich in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Er war u. a. Handelsrichter, Mitglied des Komitees der Warschauer Industriellenkasse, Kollegiumsmitglied der evangelisch-augsburgischen Gemeinde und Initiator der Spar- und Darlehnskasse für Buchhändlergehilfen. Für sein patriotisches Engagement wurde er drei Mal festgenommen und in der Zitadelle inhaftiert. Bei Revisionen wurden bei ihm mehrfach verbotene Bücher und Presse gefunden. Er starb am 18. September 1901 in Wladikawkas (Russland). Die Buchhändlertradition setzten sein Sohn und Enkel fort. Er wurde auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof in Warschau beigesetzt.

[Quelle: Ausarbeitung der Nachkommen der Familie Gebethner; Eugeniusz Szulc, Cmentarz Ewangelicko-Augsburski w Warszawie, Warszawa 1989; Polski Słownik Biograficzny]