Jan Fryderyk Wilhelm Malcz (Malsch)
(1795-1852), Arzt, Vorsitzender des evangelisch-augsburgischen Kirchenkollegiums, Redakteur und Schriftsteller.
Er wurde am 30. November 1795 geboren. Sein Vater Konstantin, Doktor der Medizin, zog 1794 aus Lommatzsch in Sachsen nach Warschau. Er heiratete Anna Dorota Bandau und hatte mit ihr noch zwei weitere Söhne: Karol Filip (Goldschmied) und Konstanty (Anwalt am Appellationsgericht des Königreich Polens). Jan Fryderyk Malcz besuchte das Warschauer Lyzeum und verdiente sich mit Nachhilfe erstes Geld. 1811 wurde er zum Ernährer seiner Geschwister. Drei Jahre später wurde er in die Medizinisch-Chirurgische Akademie aufgenommen, jedoch nach einer Schlägerei in einem Disziplinverfahren der Akademie verwiesen. Sein Studium schloss er 1818 in Berlin als Doktor der Medizin und Chirurgie ab. In den nächsten drei Jahren bereiste er Europa, kehrte 1821 nach Warschau zurück und erhielt die Genehmigung, eine Praxis zu eröffnen. Ehrenamtlich arbeitete er in der Anstalt für Taubstumme und Blinde. Die Einkünfte aus seiner privaten Praxis ermöglichten ihm ein wohlhabendes Leben und ein breites philanthropisches Engagement (kostenlose Behandlung von Armen, ohne religiöse Unterschiede). 1828 wurde er Mitglied der Gesellschaften der Freunde der Wissenschaften. Er war Gründer, Redakteur und Herausgeber der ersten wissenschaftlichen Ärztezeitschrift in Warschau – des „Pamiętnik Lekarski Warszawski” (Warschauer Ärztetagebuch). Während des Novemberaufstandes 1830/31 wurde er Oberarzt der aufständischen Einheiten und erhielt das Goldene Kreuz des militärischen Verdienstordens Virtuti Militari. Aufopfernd kämpfte er mit der Cholera-Epidemie in Warschau. Er beschrieb als einer der ersten diese Krankheit und behandelte sie mit eigenen Arzneimitteln. 1834 wurde er zum Vorsitzenden des Kirchenkollegiums der Warschauer evangelisch-augsburgischen Gemeinde gewählt. Jeden Sonntag hielt er einen polnischsprachigen Gottesdienst. Dank seines Engagements entstanden u. a. das Evangelische Krankenhaus in der Karmelicka-Straße und die Evangelische Schule in der Królewska-Straße. Mit seiner Ehefrau Julia Ekelt hatte er sieben Kinder, zudem zog er zwei verwaiste Mädchen auf. Er starb an Leberkrebs am 28. September 1852 und ruht auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof. Sein Neffe Ludwik Mieczysław Malcz war Erfinder des Inhalierungsapparates und Vorsitzender der Warschauer Musikalischen Gesellschaft.
[Quelle: Eugeniusz Szulc, Cmentarz ewangelicko-augsburski w Warszawie. Zmarli i ich rodziny, Warszawa 1989]