Stanislaw Adolf Klawe
(1877-1955) Industrieller, Doktor der Pharmazie der Universität Nancy
Er war der Sohn von Henryk Klawe (1832-1926), einem Warschauer Pharmazeuten, und von Emilia Dorota Klawe, geborene Grubert. Die aus dem Elsass stammende Familie Klawe, die der Evangelisch-Augsburgischen Kirche angehörte, lebte seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Warschau.
Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Mitau studierte Stanisław an der Universität Dorpat. 1920, nach seiner Rückkehr nach Warschau, übernahm er das Apotheken-Labor seines Vaters. Er gab ihm eine neue Richtung – setzte auf die Herstellung von Naturheilmitteln auf der Basis von Kräutern und tierischen Produkten. 1919 erwarb er ein Grundstück zwischen der Karolkowa- und der Przyokopowa-Straße und begann dort mit dem Bau einer Fabrik. Um sich die nötigen Rohstoffe zu beschaffen, erwarb er drei Landgüter – das wichtigste Gut befand sich in Drwalew, wo ein bakteriologisch-serologisches Institut entstand. Anfang der 1920er Jahre wandelte Stanisław das Familienunternehmen in die „Chemisch-Pharmazeutische Aktiengesellschaft früher Magister Klawe“ um, eine Firma, die sich unter seiner Leitung dynamisch entwickelte und Ende der 1930er Jahre hervorragende Unternehmensergebnisse erzielte. Unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg produzierte man u. a. chemische und pharmazeutische Präparate, Organpräparate, Seren, Impfstoffe gegen Scharlach, Diphtherie, Tetanus, Tuberkulose und Typhus sowie eine Reihe von Impfstoffen für Tiere. Das Unternehmen wurde auf nationalen Ausstellungen mit Preisen ausgezeichnet, und Stanisław Klawe selbst erhielt das Goldene Verdienstkreuz. Klawe war auch auf wissenschaftlichem Gebiet erfolgreich – 1929 promovierte er an der französischen Universität Nancy.
Während des Warschauer Aufstands brannte der Betrieb nieder. Unmittelbar nach dem Krieg gelang es Stanisław, ihn wieder aufzubauen, er wurde jedoch verstaatlicht und in die „Warschauer Pharmazeutischen Betriebe Polfa“ umgewandelt. Stanisław Klawe gab mehrere Fachzeitschriften für Ärzte und Apotheker heraus; zudem war er Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr und der Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Drwalew. Gemeinsam mit seinem Bruder Stefan gründete er eine Stipendienstiftung für Pharmaziestudenten. Er heiratete Janina Kleinadel, die später mit ihrem Mann zusammen im Familienunternehmen arbeitete. Aus der Ehe gingen die Söhne Henryk Wacław, Zdzisław Edward und Tomasz Michał hervor.
Stanisław Klawe starb am 19. Januar 1955, nachdem er zuvor aus dem Betrieb entfernt worden war. Er und seine Frau wurden auf dem Powązki-Friedhof beigesetzt.
[Quellen: Eugeniusz Szulc, Cmentarz Ewangelicko-Augsburski w Warszawie. Zmarli i ich rodziny (Der Evangelisch-Augsburgische Friedhof in Warschau. Die Toten und ihre Familien), Warschau 1989; Tadeusz Władysław Świątek, Rody warszawskie (Warschauer Familien), Warschau 2007; Maria Klawe-Mazurowa, Z rodzinnego albumu (Aus dem Familienalbum), Warschau 2022].