Juliusz Bursche

 

(1862-1942), evangelischer Geistlicher, Bischof.
Er wurde am 19. September 1862 in Kalisz als Sohn von Ernest und Matylda Bursche, geb. Müller geboren. Er hatte drei Brüder: Emil, Edmund und Teodor (Architekt). 1885 heiratete er Anna Helena Krusche (gest. 1952), Tochter des Miteigentümers einer Baumwollweberei in Pabianice bei Łódź. Sie hatten drei Kinder: Helena, Aniela und Stefan (später Direktor der Fabrik in Pabianice). Die Familie Bursche stammte aus Bayern, hatte das Land aber am Anfang des 17. Jahrhunderts aufgrund religiöser Verfolgungen verlassen. Am Ende des 17. Jahrhunderts gelangte sie über Böhmen nach Polen, wo sie sich niederließ. Während des Ersten Weltkrieges polonisierte ein Teil der Familie den Nachnamen zu Bursze. Juliusz Bursche besuchte das Gymnasium in Warschau und studierte Theologie in Dorpat. 1895-1904 war er Konsistoriumsrat, 1904 wurde er von Nikolai II. zum Superintendenten der Evangelisch-Augsburgischen Kirche im Königreich Polen ernannt, ein Jahr später wurde er Bischof. 1918 gehörte er dem Staatsrat an, ab 1928 war er an der Spitze des Kirchenrates in Polen. 1936 gab er ein Manifest an die polnischen Protestanten heraus, in dem er die nationalsozialistische Ideologie ablehnte. Er erweiterte die Aufsicht über das evangelische Schulwerk in Warschau und verteidigte die Unabhängigkeit der polnisch-evangelischen Kirche in Deutschland. 1939 wurde er verhaftet und verstarb in einem Gefängniskrankenhaus in Berlin. Die gesamte Familie sah sich mit Vergeltungsmaßnahmen konfrontiert, weil sie sich nicht zur deutschen Volksgemeinschaft bekennen wollte.

[Quellen: Stanisław Herbst (Hg.), Encyklopedia Warszawy, Warszawa 1975; Jan Szturc, Ewangelicy w Polsce. Słownik biograficzny XVI–XX w., Bielsko Biała 1998]