Wanda Gertz

 

 

 

 

(1896-1958) Soldatin, Decknamen „Lena” und „Kazik”

 
Wanda Gertz wurde am 13. April 1896 als Tochter von Florentina von John und Jan Gertz in Warschau geboren. Ihr Vater war als Aufständischer am Januaraufstand 1863/64 beteiligt, seine Vorfahren waren im 18. Jahrhundert aus Sachsen übergesiedelt. Sie wurde im Kult des Kampfes um ein befreites Polen erzogen und brachte das Interesse am Militärdienst von zuhause mit. Im Jahr 1913 beendete sie das Gymnasium in Warschau und begann eine Lehre als Buchhalterin an der  Kaufmannsversammlung der Hauptstadt Warschau. 
 
Zu Zeiten des Ersten Weltkriegs meldete sie sich – dem Aufnahmeverbot von Frauen in den Polnischen Legionen zum Trotz – als Mann verkleidet unter dem Namen Kazimierz Żuchowicz zum Dienst. Sie diente u.a. in der zweiten Batterie des I. Artillerieregiments der I. Brigade der Polnischen Legionen. Während des polnisch-sowjetischen Kriegs übernahm sie den Posten der Kommandantin der Freiwilligen Frauenlegion (Ochotnicza Legia Kobiet OLK) bei der litauisch-weißrussischen Frontführung (welche später in Bataillon OLK-Vilnius umbenannt wurde).
 
In der Zwischenkriegszeit war Wanda Gertz Lehrerin und Organisatorin von militärischen Ausbildungslagern für Frauen und erfüllte zudem wichtige Rollen in der Organisation zur Ausbildung von Frauen für die Verteidigung des Landes (Organizacja Przysposobienia Kobiet do Obrony Kraju). Nach dem Maiputsch von 1926 wurde sie zur Arbeit im Belvedere-Palast einberufen, wo sie als persönliche Sekretärin des Marschalls J. Piłsudski arbeitete. Als nächstes wurde sie Sekretariatsleiterin des Hauptinspektors der Streitkräfte. 
 
Im September 1939 nahm sie als Freiwillige an der Verteidigung Warschaus teil. Ab November 1939 kämpfte sie im Dienst für den Sieg Polens (Służba Zwycięstwu Polski SZP) und ab April 1942 war sie Kommandantin der Abteilung “DISK” (Dywersja i Sabotaż Kobiet, dt. Ablenkungsangriff und Sabotage von Frauen), welche kleinere Sabotageakte auf dem besetzten Gebiet durchführte. Während des Warschauer Aufstandes kämpfte sie mit ihrer Abteilung im Rahmen der Radosław-Gruppe der Heimatarmee (Armia Krajowa) in den Bezirken Wola, Altstadt und Stadtmitte. Nach der Niederschlagung des Aufstandes kam sie als Gefangene in ein Durchgangslager in Ożarów Mazowiecki, danach in verschiedene Lager in Lamsdorf, Mühlberg, Altenberg, Molsdorf (in letzterem wurde sie zur polnischen Lagerkommandantin).
 
Nach der Befreiung aus der Gefangenschaft durch amerikanische Truppen engagierte sie sich dafür, dass Frauen Soldatenrechte der Polnischen Streitkräfte zugestanden wurden. Eine der Folgen ihrer Bemühungen war die Einführung des zweiten Bataillons des Militärischen Hilfsdienstes der Frauen bei der I. Panzerdivision sowie des Inspektorats für Soldatinnen der Heimatarmee.
 
Wanda Gertz starb am 10. November 1958 in London. Ihre sterblichen Überreste wurden nach Polen verbracht und auf dem Powązki-Militärfriedhof in Warschau beim ‚Parasol’-Bataillon beigesetzt. Sie erhielt u.a. folgende Auszeichnungen: Das Silberne Ordenskreuz Virtuti Militari, das Unabhängigkeitskreuz mit Schwertern, das Kavalierskreuz des Ordens Polonia Restituta und, allen voran, vier Mal den Tapferkeitsorden.