Polen aus freier Wahl
Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert

Die Familie stammt aus dem Grenzgebiet zwischen Elsass und Lothringen. Anfangs ließ sie sich in Thorn nieder, wo einige Familienmitglieder evangelische Pastoren waren. In einer Gesellschaft mit dem Hamburger Kaufmann Dietrich Rode betrieb die Familie vor allem Handel mit Seidenwaren. 1776 kamen die Gebrüder Johann Heinrich und Jakob Heinrich Liebelt aus Thorn nach Warschau und eröffneten in der Nowy-Świat-Straße ein Seidenwarengeschäft, das bis 1854 bestand, wenngleich es sich zuletzt nicht mehr im Besitz der Familie befand. In den Jahren 1820–1887 besaß die Familie Liebelt einige Windmühlen im Warschauer Vorort Powązki. 1887 erwarb Jan Wilhelm Liebelt (1848–1934) Land im damals noch vor den Toren Warschaus gelegenen Mokotów und erbaute dort die Villa „Wilhelmówka” (heute Puławska-Straße 79). Sie wurde 1911 zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut, in dessen Erdgeschoss sich der Kolonialwarenladen „J. W. Libelt und Söhne” befand, der bis 1933 existierte. Eugeniusz Liebelt, Sohn von Jan Wilhelm, führte von 1916–1953, unterbrochen durch den Ausbruch des Warschauer Aufstandes, in der Puławska-Straße 81 die größte Eisenwarenhandlung in Mokotów. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Aleksander Liebelt, der Bruder von Eugeniusz, die Handelstradition seiner Familie fortzuführen und betrieb einige Jahre lang einen Kolonialwarenladen in der Lwowska-Straße. Bis heute leben in Warschau zwei Ururenkel von Jan W. Liebelt, die diesen Namen in seiner polonisierten Form tragen: die Gebrüder Tomasz und Marcin Libelt, die Söhne von Władysław, dem ältesten Sohn von Jan W. Liebelt. (TWŚ)